Fox, Miranda J. - Eine Zugfahrt ins Glueck.pdf

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Miranda J. Fox
Eine Zugfahrt ins Glück
Roman
Deutsche Erstausgabe Oktober 2014
Copyright © 2014 Miranda J. Fox
Cover: Alexander Kopainski
Lektorat: Lilian R. Franke
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder
teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form sind vorbehalten
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Miranda J. Fox
www.mirandajfox.com
Inhalt
Höflich ist anders!
Baguette und Schokolade
Ein Zufall zu viel!
Der ganz normale Wahnsinn
Un caffé con Luca
Die Ballkönigin
Harmloser Spaziergang
Eine Raubkatze bei der Jagd
Das etwas andere Date
Ein Spaziergang für die Liebe
Unschöne Entdeckung
Wieder auf Anfang
Epilog
Höflich ist anders!
»Tut mir leid, aber alle Plätze sind belegt«, sagte der Schaffner und wis-
chte sich zum wiederholten Male über die Stirn. Obwohl es noch so früh
war, herrschten bereits unangenehme 28 Grad und im Zug schienen sich
die Temperaturen noch einmal verdoppelt zu haben. Kein Wunder, da sich
die drückende Luft in den geschlossenen Abteilen staute. Die Fenster auf-
zumachen, wäre allerdings auch verkehrt, denn dann würde noch mehr
Wärme hereinströmen. Wie man es also drehte und wendete, ich würde
der verdammten Hitze nicht entkommen.
»Aber ich habe den Platz gebucht«, beharrte ich und deutete auf das
Abteil vor mir. Eine Großfamilie hatte sich darin niedergelassen und
beanspruchte alle sechs Sitze. Er starrte auf sein Lesegerät, als würde dort
die Lösung des Problems stehen, dann wieder zu mir und fuhr sich noch
einmal über die Stirn. Konnte er sich kein Taschentuch besorgen? Es war
nämlich nicht gerade appetitlich, dass er seinen Schweiß von den Fingern
auf das Gerät schmierte!
»Diese Familie ebenfalls. Da muss wohl das System durcheinander
gekommen sein«, vermutete er und holte ein Walkie-Talkie aus seiner
hinteren Hosentasche. Durcheinander gekommen? Wie konnte so etwas
bei moderner Technik überhaupt möglich sein? Man loggte sich auf der
entsprechenden Internetseite der Zuggesellschaft ein, bekam die verfüg-
baren Plätze angezeigt, klickte auf buchen, bezahlte und fertig. Total easy!
»Einen Moment, ich sehe nach, ob sich noch ein Platz findet, damit
Sie nicht durch den gesamten Zug laufen müssen«, sagte der Schaffner
und hielt sich das Gerät ans Ohr.
Ich atmete tief durch und ermahnte mich zur Ruhe. Ich durfte ihn
nicht so anfahren, es war schließlich nicht seine Schuld, dass die Plätze
doppelt vergeben worden waren, und er bemühte sich ja um eine Alternat-
ive. Vielleicht wollte er mich aber auch einfach schnell loswerden - mein-
en bitterbösen Blick konnten nur die wenigsten ertragen. Er entfernte sich
einige Schritte, und ich ließ meine schwere Tasche zu Boden gleiten. Als
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ich vorhin zum Zug gehetzt war, waren mir blöderweise die Räder
abgebrochen, sodass ich die Reisetasche nun tragen musste. Doofes Ding!
Aber was erwartete ich auch von einer Tasche, die nicht einmal zwanzig
Euro gekostet hatte und hoffnungslos überladen war? Obwohl der
Schaffner Abstand nahm, konnte ich ihn deutlich sprechen hören. Das war
der Vorteil an einem ICE – oder auch ein Nachteil, je nachdem wie man
es sehen wollte. Er verursachte kaum Geräusche und auch ein Holpern der
Schienen fand kaum statt. Dafür raste er so schnell an der Natur vorbei,
dass man kaum ein Auge darauf werfen konnte.
»Und es gibt wirklich keinen anderen Platz?«, hörte ich ihn fragen.
»Na, der wird aber nicht erfreut sein.« Wer? Was? Von wem sprach er
da? Er ließ den Knopf am Funkgerät los und kam mit einem gezwungenen
Lächeln auf mich zu.
»Sie haben Glück, es gibt tatsächlich noch einen Platz, sogar in der er-
sten Klasse.« Er machte eine kleine Pause, vielleicht weil er erwartete,
dass ich deswegen Luftsprünge machte, doch mir war es gleich, wo ich
saß. Erste Klasse, zweite, was machte das schon für einen Unterschied?
Solange ich heil ankam, war es mir egal. Außerdem konnte ich auf
getrennte Einzelsitze und den Businessservice gut verzichten. Ich war
keine materialistische, versnobte Tussi. Ich war nicht meine Mutter!
»Folgen Sie mir bitte«, sagte er, als die von mir erwartete Reaktion
ausblieb, und ich hievte meine schwere Tasche über die Schulter, um sein-
er Aufforderung nachzukommen.
»Ich muss Sie allerdings warnen. Das Abteil wird schon von jeman-
dem verwendet. Es handelt sich um einen Stammkunden, der es regel-
mäßig für sich alleine bucht.«
Ich hob unbeeindruckt die Schultern und sagte spöttisch: »Ich bin
sicher, der feine Herr wird es vier Stunden mit jemandem vom gemeinen
Volk aushalten.« Ehrlich, wie abgehoben musste man denn sein, wenn
man ein ganzes Abteil für sich beanspruchte? Und das auch noch regel-
mäßig! Er gab ein zustimmendes Grunzen von sich und führte mich in den
Erste-Klasse-Bereich. Dort herrschte wie erwartet eine ganz andere Atmo-
sphäre. Hörte man weiter hinten noch Kinder herumtollen, Freundinnen
kichern und angeheiterte Männer grölen, saßen hier alle vor ihren Laptops
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