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Die RosenKreuzer
Zu den großen Geheimgesellschaften gehörte einst die der Rosenkreuzer. Es
sieht so aus, als ob ihre Mitglieder heute - anders als früher - nicht bewusst im
Verborgenen wirken wollen, um ihre Geheimnisse zu wahren. Vielmehr ist
das Interesse an den Rosenkreuzern - wie überhaupt an den großen
Geheimbünden - stark gesunken. Dabei mag ein ganz anderer Eindruck
entstehen, wenn man beachtet, dass sich Bücher über Geheimgesellschaften
höchster Beliebtheit erfreuen. In den oft reißerisch gemachten Werken geht
es aber häufig nicht um seriöse Information, sondern um das Geschäft mit
dem Geheimnisvoll-Skurrilen. Wo nicht überprüfbare Sensationen geboten
werden, da bleiben die Informationen auf der Strecke. Und wo in der
Öffentlichkeit Informationen fehlen, da können geschäftstüchtige Autoren
absurdeste Behauptungen aufstellen, die freilich einer seriösen Überprüfung
nicht standhalten.
Die Zahl der aktiven Rosenkreuzer sinkt. In Amerika scheint das Leben dieser
Geheimgesellschaft noch am vitalsten zu sein.
Rosenkreuzer in Amerika
1907 wurde in den Vereinigten Staaten der erste Rosenkreuzerorden jenseits
des Ozeans gegründet: die "Roscrucian Fellowship". Ihr Oberhaupt war der
deutsche Einwanderer Carl von Grasshof, der von sich behauptete, bei
Reisen durch verschiedene Länder Osteuropas die Weihen empfangen zu
haben. Als Oberhaupt des Ordens nannte er sich Max Heindel. In seinem
Werk "Die Weltanschauung der Rosenkreuzer" enthüllte er alle Geheimnisse,
die er angeblich empfangen hatte. Er verstieß damit gegen den
altehrwürdigen Grundsatz der alten Orden, strikte Geheimhaltung zu wahren.
Im Zentrum seiner Regeln standen gesundheitliche Vorschriften. Auf den
Genuss von Alkohol, Tabak und Fleisch musste verzichtet werden. Magische
Praktiken wurden ausgeübt, bei denen unsichtbare Geisthelfer herbeizitiert
wurden.
1909 trat im kalifornischen San José an die Öffentlichkeit. Angeblich sei 1693
eine Gruppe "wahrer Rosenkreuzer" nach Amerika ausgewandert, weil man
irgendwo in der Neuen Welt, speziell in Philadelphia das "Lebenselexier" zu
finden hoffte. Bis 1801 soll es einen Orden gegeben haben, der 1801 offenbar
aufgelöst wurde. 1909 sei es zu einer Neugründung gekommen. Als
Oberhaupt wurde H. Spencer Lewis gewählt. 1915 wurde ein "Manifest"
publiziert und angeblich von 300 namhaften Anhängern des Ordens
begeistert aufgenommen. Am 22. Juni 1916 demonstrierte Lewis, von Beruf
Werbefachmann, vor 27 Mitgliedern seines Ordens ein alchimistisches
Experiment. Dabei soll sich Zink in reines Gold verwandelt haben. Lewis’
"Ancient and Mystical Order Rosae Crucis" (AMORC) beanspruchte für sich,
der einzig wahre Rosenkreuzerorden Amerikas zu sein. Seine Kritiker warfen
ihm vor, zu wahllos neue Mitglieder aufzunehmen, die durch Inserate in den
auflagenstärksten Zeitungen angeworben wurden. Mitglied konnte jeder
werden, der eine Aufnahmegebühr von fünf Dollar entrichtete und monatlich
einen Beitrag von 3,50 Dollar leistete. Dafür bekam man einen
Mitgliederausweis und ein "persönliches, geheimes" Kennwort. Alle zwei
Wochen flatterte dann schriftliches Unterrichtsmaterial ins Haus. Die Schüler
sollten ihr Leben dank der Anweisungen des Meisters einfacher und
erfolgreicher gestalten können.
Die Versprechungen waren alles andere als zurückhaltend: Da sollte die
persönliche Willenskraft so gestärkt werden, dass man auch scheinbar
unmögliche Pläne verwirklichen konnte. Da sollte das Gedächtnis zu wahren
Wunderleistungen befähigt werden. Da sollte der Organismus gestärkt
werden bis er gegen jegliche Ansteckungsgefahr und Krankheit immun sei.
Da sollten die tiefsten Geheimnisse von Leben, Sterben und Wiedergeburt
offenbart werden. Ja jedem Teilnehmer würden die verborgensten
Geheimnisse des Lebens enthüllt.
Es gab auch Rituale, etwa wenn ein Schüler endgültig in den Orden
aufgenommen werden sollte. Viele Lernende konnten wegen der oft großen
Entfernungen nicht in einen der Ordenstempel kommen. Sie erhielten
postalisch Anweisungen, wie der Ritus zuhause selbst vorgenommen werden
könne. Auf einen Spiegel musste ein Kreuz gemalt werden. Dann musste der
Adept vor dem Spiegel drei Minuten lang in meditativer Ruhe versinken und
wiederholt "Heil Rosenkranz" ausrufen. Schließlich sollte er den Zeigefinger -
welcher Hand blieb freigestellt - zur Stirn führen und dabei immer wieder das
Wort "Frieden" singen.
1939 verstarb H. Spencer Lewis. Sein Sohn Ralph Spender trat seine
Nachfolge an. Er beanspruchte für sich, der Führer der Rosenkreuzer Nord-,
Zentral- und Südamerikas, des Britischen Commonwealth, Frankreichs, der
Schweiz, Schwedens und Afrikas zu sein.. Nach seinem Tod ging das
Regiment an Gary Stewart über.
AMORC besteht noch heute. Es dürfte sich um die bedeutendste
Rosenkreuzer-Gruppe der Welt handeln. Die Zentrale in San José wirkt selbst
auf Skeptiker mehr als imposant. Sie besteht aus zahlreichen Gebäuden,
beherbergt eine riesige Sammlung ägyptischer und babylonischer
Fundstücke. Ein eigenes Planetarium steht den lernbegierigen Studenten zur
Verfügung, ebenso ein Wissenschaftsmuseum und moderne Laboratorien.
Kurse von Fotografie bis zur Parapsychologie können belegt werden. So groß
und prächtig freilich die AMORC-Zentrale ist, so drängt sich doch eine
entscheidende Frage auf: Hat das, was da geschieht, noch viel mit dem
legendären "Orden vom Rosenkreuz" zu tun? Vielleicht haben in unserer Zeit
echte Geheimgesellschaften wie der ursprüngliche Rosenkreuzerorden keine
Chance. Oder gibt es noch Bruderschaften, die im Verborgenen arbeiten,
ohne in Inseraten Mitglieder zu werben?
Historische Recherchen?
Will man dem Geheimnis der Rosenkreuer näher kommen, so empfiehlt es
sich, historische Recherchen zu versuchen. Wie lange gibt es den Orden
schon? Wann wurde er gegründet? Von wem? Eine intensive
Auseinandersetzung mit dem interessanten Thema zeigt - dies vorweg: So
manche Frage entzieht sich der Möglichkeit einer klaren Beantwortung.
Als Gründer des Geheimbundes der Rosenkreuzer wird Christian Rosencreuz
angesehen, der 1378-1484 gelebt haben soll. Gelebt haben soll, denn heute
ist seine historische Existenz umstrittener denn je. Dabei verfügen wir über
umfangreiche Daten aus seiner Biografie. Sie wurde angeblich von Johann
Valentin Andreae (1586-1654) zusammen mit weiteren, ungenannten Autoren
verfasst. Enthalten ist sie in der mysteriösen Schrift "Fama Fraternitatis"
("Geschichte der Bruderschaft"). In gedruckter Form erschien sie 1614 in
Kassel, nachdem das Werk bereits mehrere Jahre als Handschrift zirkulierte.
Aber kann man das Werk als glaubwürdig bezeichnen? Beschreibt es einen
realen Lebenslauf oder nur einen fiktiven?
Versuch einer Biografie
Christian Rosencreuzs Eltern, verarmte deutsche Adelige, sahen sich - so
"Fama Fraternitatis" - nicht dazu in der Lage, für ihren geliebten Buben
ausreichend zu sorgen. Vor allem sollte ihm auch eine gute Ausbildung
zugute kommen. So wurde er mit fünf Jahren in die Obhut eines Klosters
gegeben. Dort erwies er sich als eifriger und gelehriger Schüler. Bald schon
beherrschte er sowohl Griechisch als auch Lateinisch. In Pflanzen- und
Naturheilkunde wusste er bald mehr als so mancher Mitbruder und die
meisten der Ärzte seiner Zeit.
Bald wurde er unruhig. Er hielt es in den engen Klostermauern nicht mehr
aus. Hinaus in die Welt wollte er - und noch viel mehr lernen. Bald stand sein
Entschluss fest. Er würde das Heilige Land besuchen. Zusammen mit einem
älteren Mönch trat er also in jungen Jahren eine Pilgerfahrt an. Sein
Wegbegleiter starb freilich unterwegs, so dass Christian auf sich allein gestellt
war. Er setzte seine Reise fort, schlug sich nach Damaskus durch. Hier
erregte er mit seinem medizinischen Wissen aufsehen. Die klügsten Köpfe
der Stadt scharten sich um ihn. Sie unterrichteten ihn in Mathematik, weihten
ihn in "Geheimnisse" ein und lernten von ihm Naturheilkunde.
Auf Anraten seiner Lehrer setzte er seine Reise fort. In Damcar, einer Stadt
die es auf keiner Landkarte gibt, wurde er von den Weisesten der Weisen in
die geheimsten Geheimnisse der Natur eingeweiht. Ihm wurde gar ein "Buch
M." vorgelegt: das "Liber Mundi" oder "Buch der Welt", das "sämtliche
Geheimnisse des Universums" enthielt. Christian war begeistert. Er
übersetzte das Werk ins Lateinische, wollte es so bald wie möglich so vielen
Menschen, die des geheimen Wissens würdig waren, zugänglich machen.
Doch zuvor wollte er seine Reise fortsetzen. So kam er nach Ägypten,. wo er
sich das Wissen der alten Geheimgesellschaften aneignete. Im
marokkanischen Fez schließlich studierte er Magie und Kabbala.
Begeistert war er von seinen Lehrmeistern der arabischen-afrikanischen Welt.
Weil sie erkannten, dass er nach Wissen lechzte, unterrichteten sie ihn. Es
störte sie dabei überhaupt nicht, dass er ein Fremder mit fremdem Glauben
war. Herb enttäuscht wurde Rosencreuz freilich, als er auf dem Rückweg
nach Deutschland in Spanien Station machte Er hatte erwartet, dass die Welt
europäischer Gelehrsamkeit sehr darauf erpicht sein würde, an seinen
vielseitigen Erkenntnissen teilhaben zu dürfen. Sie begegneten ihm statt
dessen mit Hohn und Ablehnung.
In Deutschland zurück, grübelte er darüber nach, was er mit seinem erlernten
Wissen anfangen solle. Auf keinen Fall wollte er es der Vergessenheit anheim
fallen lassen. Andererseits aber war seiner Überzeugung nach die breite
Öffentlichkeit ebenso wenig reif für sein neues Weltbild wie die Studierten an
den Universitäten. Pessimist war er nicht. Ohne Zweifel werde eines Tages
eine reifere, aufgeklärtere Zeit anbrechen, die Verständnis genug für sein
Wissen habe. So setzte er sich mit drei Männern zusammen, die einst mit ihm
das gleiche Kloster besucht hatten. Sie waren bereit ihm zu helfen, die
Früchte seiner Reisen schriftlich festzuhalten. Irgendwann würde man, so
waren die Brüder überzeugt, diese Aufzeichnungen lesen, danach neu
orientiert leben.
Unendlich schien das Wissen, das schriftlich festgehalten werden musste.
Allein schon die medizinischen Erkenntnisse füllten Bände. Bald wurde im
ganzen Land bekannt, dass Christian Rosencreuz ein Heiler mit
wundersamen Fähigkeiten sei. Aus nah und fern strömten die Kranken herbei,
baten ihn um Hilfe. Sie wurde niemandem versagt.
Später kamen vier weitere Männer hinzu, ebenfalls Mönche. Sie lebten alle
gemeinsam im neuen Orden vom Rosenkreuz. Mit vereinten Kräften
arbeiteten sie weiter. Sie schufen eine umfassende Geheimbibliothek aller
Künste und Wissenschaften.
Schließlich war die Arbeit getan. Sollte man weiter im Orden
zusammenleben? Man entschied sich dagegen. Man wolle sich trennen, in
die Welt hinausgehen und die Menschen in medizinischen Fragen beraten. So
weit man auch räumlich voneinander getrennt sein würde, so sollten doch
stets die Ordensgrundsätze eingehalten werden. Es waren sechs.
Erste Ordensregeln
Regel Nummer 1: Keiner der Ordensbrüder durfte einen anderen Beruf
ergreifen als den eines Arztes. Patienten waren kostenlos zu behandeln.
Regel Nummer 2: Wo man sich auch aufhielt, nirgendwo durfte das
Mönchsgewand getragen werden. Jeder Ordensbruder musste sich so
unauffällig wie nur möglich benehmen, sich nach den örtlichen Sitten und
Gebräuchen richten.
Regel Nummer 3: An einem bestimmten Tag im Jahr würde man sich wieder
im Ordenstempel versammeln. Dieser Tag wird als "Tag C" bezeichnet, nicht
näher umschrieben. Sollte Fronleichnam gemeint sein, das in der
Kirchensprache Latein als das Fest "Corpus Christi" bezeichnet wird?
Regel Nummer 4: Unbedingt musste gewährleistet werden, dass jeder Bruder
sein Wissen weitergab. Ein jeder Bruder musste einen Nachfolger bestimmen,
der nach seinem Tode sein schweres Amt übernehmen und ausschließlich für
den Orden arbeiten würde.
Regel Nummer 5: Der Name der Bruderschaft war in Ehren zu halten. Die
Initialen RC (Rosae Crucis) waren das Siegel ihrer Bruderschaft. Regel
Nummer 6: Nicht nur das gesamte Wissen des Ordens, sondern auch die
Existenz der Brüderschaft mussten geheim gehalten werden. Irgendwann
einmal würde die Zeit reif sein, dann würden die Brüder Orden und Wissen
offenbaren.
Geheimnisvolle Zeichen
Selbst die Grabinschrift auf der letzten irdischen Ruhestätte ist überliefert. Sie
soll auf Lateinisch ausgesagt haben: "Obwohl er mehr als 100 Jahre alt
geworden war, hatte er weder Krankheit an seinem Leibe erfahren noch an
anderen geduldet." Wo sich das Grab befindet, darüber schweigt die
Biografie. Zwei seiner treuen Diener haben ihn beerdigt. Sie durften
niemandem verraten, wo sich das Grab Christian Rosencreuzs befand.
Anno 1604, so heißt es in der "Fama Fraternitatis" weiter, stießen einige
Brüder vom Orden der Rosenkreuzer, als irgendwo in Deutschland eine
Grube für das Fundament eines Gebäudes ausgehoben wurde, auf ein
verstecktes Mausoleum Auf der Tür stand in Lateinisch: "Nach 120 Jahren
werde ich wieder erscheinen." Bei diesem Satz soll es sich um eine
Prophezeiung Christian Rosencreuzs gehandelt haben, die sich als äußerst
genau erwiesen habe.
Das Mausoleum war wahrlich imposant: Es war siebeneckig, in zahlreiche
Kammern unterteilt. Im Zentrum stand ein Altar. Kein Fenster ließ Sonnenlicht
in das Innere der Gruft einfallen und doch sei ihr Inneres von einem
geheimnisvollen Licht erfüllt gewesen.
Das Grab war zugleich auch eine gewaltige Bibliothek. Es enthielt von jedem
einzelnen Buch der Geheimbibliothek des Ordens eine gut erhaltene Kopie.
Darunter befand sich eine Aufzeichnung der Lebensgeschichte Christina
Rosencreuzs.
Der Leichnam des Ordensgründers aber wurde erst gefunden, als man den
Altar entfernte. Sein Körper sei "schön und ruhmwürdig" gewesen, habe
keinerlei Spuren des Verfalls oder gar der Verwesung gezeigt. In den Händen
hielt der Tote sein kostbarstes Gut: ein Exemplar des Buches "T", das noch
wertvoller als das legendäre "Liber Mundi" gewesen sei.
Die Brüder vom Rosenkreuz waren überzeugt, dass das Auffinden der
geheimen Gruft jenes Zeichen sei, auf das sie alle so sehnsüchtig gewartet
hatten.
1604 entdeckte der Astronom Johannes Kepler "neue" Sterne in den
Sternbildern Schwan und Schlange. Auch das wurde von den Brüdern als
"himmlisches Zeichen" gewertet, das eine entscheidende Wende in der
Geschichte des Ordens kennzeichnete. Ihrer festen Überzeugung nach war
nun
endlich jene Zeit gekommen, von der Bruder Christian immer so begeistert
gesprochen habe. Sie mussten, ja sie durften nun nicht mehr nur im
Geheimen wirken. Die Botschaft vom Orden des Rosenkreuz war zu
verkünden. Viele Menschen würden in die Geheimnisse des Ordens
eingeweiht werden.
So ausführlich seine Biografie auch ausgestaltet wurde: Christian Rosencreuz
lässt sich historisch nicht nachweisen. Es könnte sich bei seiner "Biografie"
um eine Fiktion handeln. Wie auch immer: Sie legt anschaulich dar, worauf es
dem Begründer des Ordens, wer auch immer das gewesen sein mag, ankam.
Skeptiker wenden ein: Weil es keine echten Beweise für die Existenz des
Christian Rosencreuz gebe, habe es vor Jahrhunderten auch keinen alten
"Orden von Rosenkreuz" gegeben. Diese Argumentation ist unlogisch und mit
großer Wahrscheinlichkeit nach falsch. Vermutlich gehen die Anfänge des
Ordens in Zeiten lange vor dem legendären Gründer zurück. Tatsächlich
dürfte es bereits lange vor seinem angeblichen Geburtsjahr anno 1378 in
verschiedenen Ländern Europas Gruppierungen gegeben haben, aus denen
sich später der weltberühmte Orden formierte.
Dahingestellt bleiben muss, ob es Christian Rosencreuz war, der diesen
Einigungsprozess herbeiführte oder ob andere "Wissende" die Hände im Spiel
hatten.
Frühe Wurzeln des Rosenkreuzerordens
Der Ursprung der Geheimgesellschaft lässt sich bis ins 13. Jahrhundert
zurückverfolgen. Kirchliche und weltliche Fürsten waren damals stärker denn
je. Kritik an der Obrigkeit wurde nicht geduldet. Strikte Vorschriften regelten
weltliches wie religiöses Leben. Wer forschend nach Wissen suchte, das über
die offiziellen Lehrbücher hinausging, der musste bereits befürchten als
Ketzer angeklagt zu werden. So mancher Wissende wirkte im Geheimen. Zu
frisch waren die Erinnerungen an das Ende der Templer auf dem
Scheiterhaufen. Bekannt war auch, wie die Ordensführer gefoltert und gequält
worden waren. Alchimistische Studien waren erst einmal Tabu - und wurden
doch betrieben.
In jener Atmosphäre der Angst erschien eine ganze Reihe von
"Rosenromanen". Sie enthielten satirisch-sarkastische Kritik an der Obrigkeit
und - mehr oder minder versteckt - Hinweise auf Geheimgesellschaften, die
alchimistische Studien betrieben. Besonders konkret wurde Raimundus Lullus
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