Stern 09_2018.pdf

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GESPRÄCH MIT ANDREA NAHLES
So will die künftige SPD-Chefin ihre Partei retten
JOBS. JOBS.
JOBS
Wende auf dem
Arbeitsmarkt: Firmen
buhlen um Fachkräfte
GIFTIGE
MAHLZEIT
Wie ein Abendessen
eine Floristin vor
Gericht brachte
IM GOLD-
RAUSCH
Warum die Deutschen
bei Olympia so
erfolgreich sind
NR. 9
22. 2. 2018
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Traumziele
URLAUB 2018
Wunderschön und sicher: die besten
Tipps der
stern-Redaktion
Ferdinand
von Schirach
Exklusiv:
eine neue
Erzählung des
Bestsellerautors
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN UND LESER
„Wir wollen kein größeres Stück vom Kuchen.
Wir wollen die ganze Bäckerei.“
Brandenburgs AfD-Chef Andreas Kalbitz (Seite 96)
S
Christian Krug,
Chefredakteur
eit 2014 berichtet
stern-Autor
Til-
man Gerwien über die AfD. Er hat
den Aufstieg über die Landespar-
lamente in den Bundestag verfolgt,
war bei vielen Veranstaltungen
und hat dabei schon üble Parolen
gehört. Doch das, was er am Aschermitt-
woch in einer angemieteten Lagerhalle in
der Nähe des sächsischen Pirna erlebte,
machte ihm das erste Mal Angst. Unter
tosendem Applaus der 1200 Saalgäste
nannte Sachsen-Anhalts AfD-Chef André
Poggenburg die Türkischstämmigen in
Deutschland „Kümmelhändler“ und „Ka-
meltreiber“,
fantasierte davon, dass sie sich
wegscheren sollten – bis „weit, weit hinter
den Bosporus“ zurück zu „Lehmhütten“ und
„Vielweibern“. Die Menge jubelte: „Abschie-
ben, abschieben.“ Früher wäre das nicht
mehr als eine schlimme Randnotiz aus der
Provinz gewesen, heute handelt es sich bei
der AfD im Osterzgebirge mit 37 Prozent um
die stärkste Kraft. Man muss also genau zu-
hören, was dort gesagt und bejubelt wird.
Im Windschatten der aktuellen GroKo-
Diskussion entwickelt sich die ehemalige
Protestpartei zu einem „völkisch-nationa-
listischen Kampfverband“, glaubt Gerwien.
Deren Chef Alexander Gauland frohlockte
gegenüber dem
stern:
„Wenn die anderen
Parteien so weitermachen wie bisher, dann
ist unser Potenzial groß.“ Gauland sieht die
AfD als zukünftige „Volkspartei“. Noch vor
Monaten hätte ich diese Sätze als Größen-
wahn abgetan. Heute sehe ich das nicht
mehr so. Vielleicht hat die Union die Tür für
die AfD erst aufgemacht, die SPD allerdings
hat gehörigen Anteil daran, dass sie nicht
wieder zugeht, sondern sich immer weiter
öffnet. Die Scharmützel um Personal, Rich-
tung und Führung, deren Zeuge wir in den
vergangenen Wochen geworden sind, tra-
gen zum Stimmungshoch der AfD bei.
Vielleicht sind sie sogar der Turbo, den die
ehemalige Protestpartei noch brauchte, um
sich endgültig zu etablieren. Wie reagiert
die SPD-Führung auf diese Gefahr? Im
Gespräch mit meinem Kollegen Andreas
Hoidn-Borchers gibt sich die zukünftige
Parteichefin Andrea Nahles insgesamt recht
gelassen. Sie spricht zwar von „erheblichen
Differenzen zwischen Teilen der Basis und
der Führung“, bezieht das aber nur auf die
SPD-Mitglieder. Die Krise zwischen Partei
und Wählern ist ungleich größer, glaube ich.
In einer Umfrage dieser Woche hat die
AfD die SPD sogar überholt.
„Wir haben
noch die Chance, auf der Schussfahrt zu
wenden“, sagt Nahles. Ich befürchte, die
Fahrt könnte noch rasender werden. An
Umkehr ist dann nicht mehr zu denken. Es
geht aber nicht nur um die SPD und ihre
Wähler, es geht um viel mehr. Das haben
wir in Sachsen jetzt miterlebt (Seite 96).
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22.2.2018
5
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