Geo Epoche Nr.82 - Die Hanse.pdf

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NR. 82
HANSE
Die
1150–1600
EUROPAS HEIMLICHE
GROSSMACHT
D
B
Geburt eines Handelsimperiums / Alltag in Lübeck / Das Geheimnis der Koggen / Der Kaufmann und der König
Die Hanse zieht in den Krieg / Macht und Pracht der Kontore / Raubzug eines Piraten / Der Gigant vergeht
MAGAZINE,
DIE GESCHICHTE SCHREIBEN
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Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
N
atürlich ist es schwierig, zwei Institutionen mit ein-
ander zu vergleichen, von denen die eine im Mit-
telalter begründet wurde, während die andere ein
Projekt des 20. Jahrhunderts ist. Und doch zeigen
sich zwischen der Hanse – dem mittelalterlichen Verbund von
rund 200 Kaufmannsstädten – und der mehr als 300 Jahre nach
deren Niedergang etablierten Europäischen Union ei nige
erstaunliche Übereinstimmungen.
So hat die moderne EU (beziehungsweise die EWG, ihre
Vorgängerorganisation) aus vielen, durch mannigfaltige Zoll-
war das in Lübeck gesprochene Niederdeutsche rund um Ost-
grenzen und andere Behinderungen voneinander getrennten
Märkten einen europäischen Markt geschaffen. Die damit ver- und Nordsee die gemeinsame Sprache der Geschäftswelt, teil-
gleichbare Integrationsleistung der Hanse aber war angesichts weise auch der Diplomaten – und der Juristen: Die Regularien
der Hansekaufleute waren die ersten umfassenden Kodifika-
der damals eher primitiven Kommunikations- und ex trem
tio nen eines Handelsrechts auf dem Kontinent und erlangten
langsamen Transportmittel noch viel bemerkenswerter.
nach und nach im gesamten Territorium des Bundes Gültigkeit.
Denn nicht nur vernetzten die Hansehändler urbane Re-
Daher ging die hansische Osterweiterung ins Baltikum
gionen wie Flandern und Südengland miteinander, sondern sie
gliederten auch die Peripherie in den europäischen Markt ein. und bis nach Nowgorod in ihren langfristigen Wirkungen weit
Und so trank man im 14. Jahrhundert auf Island deutsches Bier über die ökonomische Integration hinaus. Denn mit den Ge-
schäftsleuten kam die abendländische Kultur, kamen Christen-
und Rheinwein, verspeiste in Lissabon vor Dänemark gefan-
tum, Städte und Backsteinarchitektur nach Nordosteuropa –
gene Heringe, haltbar gemacht mit Lüneburger Salz; färbte
man in Gent Tuche mithilfe finnischer Pottasche, buk Brot aus noch heute prägen die mächtigen rotbraunen Ziegelbauten die
baltischem Getreide, wärmte sich in Köln mit russischen Pelzen. histo rischen Hansestädte Danzig, Thorn und Riga.
Vergleichbar sind EU und Hanse auch durch ein Manko:
Die verlässlichen und sicheren Lieferketten ermöglichten
die institutionelle Schwäche beider Organisationen. Weder
zudem schon im Spätmittelalter einen hohen Grad an territo-
rialer Arbeitsteilung: also eine Spezialisierung mancher Re gio- hatte die Hanse, noch hat die EU eine machtvolle Regierung
oder Streitkräfte. Vor allem aber hing der mittelalterliche Kauf-
nen auf jene Vorprodukte, die sich dort aufgrund der vorhan-
mannsbund ebenso wie die moderne Union zum großen Teil
denen natürlichen Ressourcen besonders lohnend herstellen
vom Wohlwollen ihrer Mitglieder ab, von freiwilligen Beiträ-
ließen. Diese Grundstoffe wurden dann von den Hansekauf-
leuten in die hocheffizienten handwerklichen Zentren etwa der gen – und vom Konsens, der oft nur in quälend langwierigen
flämischen Textilfabrikation transportiert; von dort aus wieder- Entscheidungsprozessen gefunden werden konnte.
Dennoch trat die Hanse immer wieder als machtvolle
um verkauften die Händler die Tuche nach ganz Europa.
Einheit auf: Die Allianz überzog ganze Landstriche mit Wirt-
Der gemeinsame Markt der Hanse war indes weitaus
schaftsblockaden; sie besiegte um das Jahr 1400 Pira ten, die den
mehr als nur eine Zone des (weitgehend) freien Handels. So
Handel auf der Ostsee fast völlig zum Erliegen gebracht hatten;
und sie mobilisierte vorübergehend schlagkräftige Armeen, die
sogar eine Großmacht wie Dänemark niederringen konnten.
Und eines hat die Hanse der EU auf jeden Fall voraus:
Ihre Vorläufer entstanden Mitte des 12. Jahrhunderts, seit 1358
nannte sich der Bund offiziell „deutsche Hanse“, und mindes-
tens bis 1669, zur letzten Versammlung ihrer Mitgliedsstädte,
reichte ihre Existenz. Die Geschichte der europäischen Verei-
ni gung der Neuzeit umfasst bislang nicht einmal 60 Jahre – die
der Hanse währte einst rund ein halbes Jahrtausend.
Die wichtigsten Etappen in dieser außerordentlichen
Erfolgsgeschichte beschreiben wir Ihnen in diesem Heft.
Herzlich Ihr
Kernteam dieser Heftproduktion
Dr. Frank Otto (Stellv. Chefredakteur), Jens-Rainer Berg (Text),
Stefanie Peters (Kartographie), Johannes Schneider (Text), Hielke
van Nieuwenhuize (Fachberatung), Fabian Klabunde (Verifikation)
Michael Schaper
GEO EPOCHE Hanse 3
HERREN EINER NEUEN ZEIT
Ab 1300 steigen norddeutsche
Fernhändler zur europäischen Elite
auf; manche finanzieren sogar
den englischen König Seite 56
DIE KAPITALE DER KAUFLEUTE
Lübeck ist die wichtigste Stadt der Hanse: In der Metropole
an der Trave werden Waren aus ganz Europa gehandelt Seite 36
SCHLACHT IM NORDEN
Krieg ist schlecht fürs Geschäft – doch als der dänische
Monarch Waldemar (auf dem roten Thron) den Ostsee-
handel bedroht, rüstet die Hanse für den Kampf Seite 80
KAPERFAHRT
Weil England im 15. Jahr-
hundert den Tuchhandel
an sich reißen will, schickt
die Kaufmannsallianz
Piraten gegen die Krone
Seite 120
4 GEO EPOCHE Hanse
INHALT # 82
1150–1600 DAS IMPERIUM DER KAUFFAHRER
Die Hanse schafft einen gesamteuropäischen
Markt – und verändert so den Kontinent 6
1187–1478 DIE BAUTEN DER HANSE
Aus Backstein lassen Händler imposante Gebäude
errichten und begründen eine ganz neue Ästhetik 8
UM 1200 GEBURT EINER HANDELSMACHT
Als Europas Bevölkerungszahl rapide wächst, nimmt
auch der Handel zu: eine Chance für Kaufleute 26
UM 1285 ALLTAG IN LÜBECK
Durch den Fernhandel wird die Travestadt zur bedeu-
tendsten Wirtschaftsmetropole des Ostseeraums 36
1332 GIGANT IM NORDEN
Die Großmacht Schweden greift nach der dänischen
Halbinsel Schonen – und zahlt einen hohen Preis 54
UM 1340 DER HERR DES GELDES
Der Dortmunder Schustersohn Tidemann Lemberg
steigt auf zum Finanzier der englischen Krone 56
1358 BANN ÜBER BRÜGGE
In einem erbitterten Handelskrieg verhängt die Hanse
eine Wirtschaftsblockade über ganz Flandern 70
1362–1370 ANGRIFF AUF DÄNEMARK
Nachdem der Dänenkönig einen Hansestützpunkt
attackiert hat, ziehen die Krämer in den Krieg 80
1380 DIE WERFT VON BREMEN
Dank ihrer besonderen Bauweise wird die Kogge
zum wichtigsten Transportmittel der Kaufleute 92
1402 MÖNCHSKRIEGER IM BALTIKUM
Der Deutsche Orden gründet in Nordosteuropa einen
neuen Staat – und wird zur Wirtschaftsmacht 106
Titelbild: Ein Schiff der Hanse um 1400; Gemälde von Hans Bohrdt, 1901. Alle Fakten, Daten und Karten in dieser Ausgabe sind
vom GEOEPOCHE-Verifikations team auf ihre Richtigkeit überprüft worden. Kürzungen in Zitaten sind nicht kenntlich gemacht.
Redaktionsschluss: 18. November 2016
UM 1400 DAS ZIEL HEISST BERGEN
In Norwegen steht ein gewaltiges Hansekontor.
Die Schiffsreise dorthin ist voller Gefahren 108
1469–1474 DER PIRAT DER HANSE
Gegen den Konkurrenten England schickt der
Kaufmannsbund Kaperfahrer auf die Nordsee 120
1478 STREIT UM NOWGOROD
Das wachsende Fürstentum Moskau gefährdet
das Russlandgeschäft der Händler 136
UM 1580 DER DIPLOMAT
Als die Hanse im Streit zu zerbrechen droht, soll
ein neuer Chefunterhändler den Bund retten 138
ZEITLEISTE DATEN UND FAKTEN 152
Impressum 69
Bildquellen 105
Die Welt von GEO 158
VORSCHAU RUSSISCHE REVOLUTION 162
PRACHT
UND MACHT
Steinerne Monu-
mente zeugen
noch heute vom
Reichtum der
Hansestädte
Seite 8
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GEO EPOCHE Hanse 5
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