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Hausmitteilung
21. Oktober 2013
Betr.: Titel, Chodorkowski, Informanten
S
PIEGEL-Redakteurin Susanne Amann stand in der Firmenzentrale, sie blickte
auf einen Fußballplatz, wo zwei Mädchenteams aus Rheda-Wiedenbrück spielten.
Neben Amann stand Clemens Tönnies und kommentierte das Spiel – Tönnies, Besitzer
der firmeneigenen Sportanlage, vor allem Chef des größten Schlacht- und Fleisch-
verarbeitungsbetriebs in Deutschland. Alle drei Sekunden wird hier ein Schwein ge-
schlachtet, noch nie war die Verarbeitung eines Tieres, mit 99 Prozent seines Gewichts,
so umfassend – worauf er übrigens stolz sei,
so erklärte es Tönnies Amann. Dann führte
der bekennende Fußballfan Amann durch sei-
nen Betrieb, zeigte ihr Zerlegemaschine und
Kühlhallen – in so sportlichem Tempo, dass
der Fotograf wie auch Tönnies’ PR-Mann
immer wieder zurückblieben. Tags darauf er-
hielt Amann, die zusammen mit den Kollegen
Michael Fröhlingsdorf und Udo Ludwig die
Titelgeschichte dieser Woche geschrieben hat,
einen Anruf aus der Firmenzentrale: ob sie
Muskelkater davongetragen habe? Amann:
Anstrengend sei es gewesen, aber weniger in
Tönnies, Amann
körperlicher Hinsicht (Seite 64).
m Abend des 12. Juni 2011 setzte sich der Moskauer SPIEGEL-Korrespondent
Matthias Schepp in ein Café unweit des Kreml, er bestellte ein Bier und
schrieb einen Brief. Der Adressat dieses Briefes befand sich zu diesem Zeitpunkt
auf dem Weg in ein Straflager in Karelien, im Norden Russlands – Michail Chodor-
kowski, der Ölmagnat, verurteilt wegen Diebstahls und Steuerhinterziehung. Cho-
dorkowskis Fehler und Verhängnis: Er hatte sich mit Wladimir Putin angelegt.
Zwischen den zwei Männern war ein Kampf um politische Macht und Pfründen
entbrannt. Chodorkowski antwor-
tete auf Schepps Schreiben, zwi-
schen dem Inhaftierten und dem
Journalisten gingen von nun an
etliche Briefe hin und her. Sie
legen Zeugnis ab von der Un-
beugsamkeit Chodorkowskis, von
den Kämpfen hinter den Kulissen
und Wladimir Putins Russland.
„Solange Putin regiert, wird er
Chodorkowski nicht freigeben“,
Schepp
Chodorkowski
sagt Schepp (Seite 96).
YEVGENY KONDAKOV / DER SPIEGEL
A
HENNER ROSENKRANZ / DER SPIEGEL
nformanten genießen in der SPIEGEL-Redaktion den allerhöchsten Schutz –
denn ohne deren Wissen, ohne deren Bereitschaft, ihr Wissen dem SPIEGEL
anzuvertrauen, wären viele Artikel nicht möglich, wären Skandale unentdeckt ge-
blieben. Doch wie soll man den SPIEGEL künftig kontaktieren? Die Enthüllungen
über die Datensammelwut des US-Geheimdienstes NSA haben gezeigt, wie unsicher
das Netz ist. Der SPIEGEL setzt daher, anders als andere Medien, weiter auf den
klassischen Kommunikationsweg – per Post, gleichwohl chiffriert. Unter dem Link
www.spiegel.de/briefkasten ist nachzulesen, wie man Dokumente verschlüsselt,
wie man diese Dokumente dem SPIEGEL zukommen lässt und wie man sich dabei
schützt.
Im Internet: www.spiegel.de
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ALEXANDER NATRUSKIN / REUTERS
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